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SPIELBETRIEB SEIT 1923

Vulpera war und ist auch heute keine eigenständige Gemeinde, sondern eine der zehn Fraktionen des Dorfes Tarasp. Es verfügt aber noch heute über eine eigene Postleitzahl. Als im Jahre 1853 die erste befahrbare Strasse durch das ganze Engadin erstellt wurde, erwachte auch Vulpera aus seinem Dornröschenschlaf.

Die Mineralquellen von Scuol und Tarasp waren schon im Mittelalter bekannt. Als schliesslich im Jahre 1866 auch noch die Fahrstrasse über den Flüelapass erstellt wurde, ging die Post – nicht nur die Reisepost – erst richtig ab.

Man kann es aus heutiger Sicht kaum nachvollziehen, welchen unternehmerischen Mut – oder auch Leichtsinn – die damaligen Erbauer der grossen Kurhotels und Badehäuser aufbrachten.

Noch heute kann man das 1864 eröffnete, aktuell in Restauration befindliche Kurhaus – das heutige Scuol Palace - mit einer Gesamtlänge von 150 Metern am Ufer des Inns bewundern. Bis zu diesem Zeitpunkt lebten die Bewohner von Scuol, Tarasp und Vulpera in einfachsten Verhältnissen im permanenten Überlebenskampf.

Die damaligen Erbauer pflanzten mitten in dieser abgeschiedenen Idylle ein Luxushotel mit allen damals nur erdenklichen Annehmlichkeiten hinein, umgeben von ärmlichen Familien, welche kaum wussten, wie sie ihre grossen Kinderscharen über den nächsten, harten Winter füttern sollten.

 

Aber nicht das Business-Modell als solches, sondern der Deutsche Krieg von 1866 führte dazu, dass die Gäste zuhause blieben und das Kurhaus 1867 zum ersten Mal in Konkurs geriet. 1876 wurde die noch heute vorhandene, dem drohenden Verfall ausgesetzte Büvetta, die Trinkhalle, erbaut. Ab 1886 verfügte das Nobel-Hotel gar über elektrisches Licht.

 

1897 eröffnete das 1989 vollständig ausgebrannte Luxus-Hotel Waldhaus. Gleichzeitig entstand auch die Tennis-Anlage. Das direkt beim Golfplatz befindliche Hotel Schweizerhof wurde 1900 eingeweiht. 1901 und 1902 folgten die Villa Post und die Villa Engiadina. 1913, also kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, eröffnete man das riesige Badehaus am Innufer, welches heute als «Kulturzentrum» genutzt wird. Im selben Jahr fuhr der erste Zug der Rhätischen Bahn in den neu erbauten Bahnhof «Scuol-Tarasp-Vulpera» ein. Vorher dauerte die Anreise per Pferdekutsche über den Flüelapass mehrere Tage.

 

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 brach der gesamte Bäder-Tourismus in Europa zusammen und erholte sich nach dem Krieg nur langsam wieder.

1923 schliesslich erbaute man den noch heute bestehenden Golfplatz, der seither zwar sein Gesicht etwas verändert hat, sich aber immer noch an derselben Lage befindet. Noch heute kann man erahnen, dass man damals den Platz in die vorhandene Natur eingebettet und auf grössere Erdverschiebungen verzichtete hat. Erst 1927 wurden Autos im Kanton Graubünden zugelassen. Deren Verwendung war vorher (Teufelszeug) verboten.  1930 wurde das noch heute sehr beliebte Freibad eröffnet.

Durch die Fortschritte der modernen Medizin nach dem Zweiten Weltkrieg verloren in der Folge die Bäderkuren immer mehr an Bedeutung. Im Zuge der Hochkonjunktur wurde aber noch rechtzeitig für die Tourismus-Industrie im Jahre 1950/51 die erste Wintersaison gestartet. Bereits 1956 eröffnete man die erste Bergbahn, welche den Grundstein für den heutigen Tourismus im Unterengadin legte.

 

In den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts wurden in Vulpera mehrere hundert Wohneinheiten erstellt, welche grösstenteils durch Deutsche Gäste erworben wurden, die noch heute regelmässig in Vulpera einen Teil ihrer Ferien verbringen. Durch das im März 1993 eröffnete Bogn Engiadina Scuol fand der Bädertourismus eine Neubelebung in zeitgemässer Form statt.

Vulpera und die Gemeinde Tarasp haben sich am 1. Januar 2015 mit fünf anderen Gemeinden zur flächenmässig grössten Schweizer Gemeinde Scuol zusammengetan.

Ein Jahr darauf schloss leider der beliebte Robinson-Club im Jugendstil-Hotel Schweizerhof seine Türen, nachdem schon einige Jahre zuvor das Hotel Villa Engiadina keinen Nachfolge-Pächter mehr finden konnte.

Vulpera Schriftzug DR 580 komplett.png
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